Die letzten Tage
Die letzten Tage in Eislingen sind für meine strammen Racker angebrochen. Am Freitag werden die ersten vier Kleinen abgeholt, die beiden anderen verlassen mich am Sonntag. Dann wird es ruhiger. Anfangs werde ich diese Zeit genießen, aber nach kurzer Zeit werden sie mir bestimmt fehlen.
Also bringe ich den Kleinen noch alles bei, wie man die Zweibeiner glücklich macht. Immer so tun, als wenn die Ideen zum Spielen von ihnen kommen würden, in Wirklichkeit unsere Menschen aber so manipulieren, dass sie genau das machen, was wir wollen. Und immer schön mitmachen, dann gibt es auch Leckerlie.
Heute spielen wir Tuchzerren. Man muss das Tuch mit den Zähnen zu sich herziehen. Ein Spiel, das die Zweibeiner gerne spielen, also machen wir ihnen die Freude. Und immer schön nachgeben, damit die Menschen das Gefühl haben, sie sind die stärkeren. Wer's glaubt wird selig.
Gegen drei so Energiebündel ist es schon recht schwierig, vor allem, wenn Arno von hinten kräftig schiebt. Da ist man fast chancenlos.
Heute haben wir viel zu tun im Garten. Die ganzen Himbeerhecken müssen ausgedünnt werden. Aber das ist genau die richtige Arbeit für uns. Wir mit unseren scharfen Zähnen knacken jeden Zweig. Wollen doch mal sehen, ob die Zweibeiner von unserer Mami nächstes Jahr eine gute Ernte haben werden. Wetten, dass nicht? Geht uns ja auch nichts mehr an, sind sowieso nicht mehr hier. Haben dann eigene Gärten, die wir zu bearbeiten haben.
Schauen wir mal hier. Hier ist bestimmt auch noch gärtnerisches Geschick verlangt. Dann wollen wir mal loslegen. Wäre doch gelacht, wenn ich die Pflanzen nicht auch klein bekommen würde.
Wer braucht schon Thymian oder Erika? Wenn ich groß bin, dann wird vielleicht mal eine Erika interessant für mich, aber jetzt, nee. Habe doch noch Mami.
Nach der schweren Arbeit ist ausruhen angesagt. Und das können wir - wir sind Meister im Ausruhen. Man kann schon fast sagen, wir haben das Ausruhen quasi erfunden. Wir sind so was von Ausruher, bessere Ausruher wie uns gibt es gar nicht.
Den einen oder anderen Geschwister noch etwas ärgern und in die Ohren beißen, dann können wir zusammenrücken und tief schlafen, um ausgeruht und gut gerüstet für die nächsten Schandtaten zu sein.
Ich übe schon mal für Fasching. Ich verkleide mich als Hase, das kommt immer gut an. Außerdem sehe ich so ungeheuerlich schnell aus. Man könnte meinen, der Fahrtwind treibt meine Hasenohren nach hinten.
Wir zwei, Angel und Amigo, sind noch übrig geblieben. Die anderen vier haben schon ihr neues Zuhause in Besitz genommen.
Wir bereiten uns dafür auf eine erfolgreiche Zirkuskarriere vor.
Auf das Hochtrapez bin ich dank Hilfe von Angel elegant gekommen. Bei jeder Darbietung ist schließlich immer eine hübsche Assistentin dabei, also auch bei meiner. Und nun Trommelwirbel, Konzentration, die Anspannung ist zum Zerreißen, die Luft zum Schneiden, das Publikum hält gespannt den Atem an, und ...
ja ist doch etwas zu hoch. Wie komme ich hier wieder herunter und wo ist überhaupt meine Assistentin? Mami, hilf mir.
Nach dieser akrobatischen Meisterleistung müssen wir uns erst mal wieder sammeln, die Nerven beruhigen und die Küche besetzen.
Ausgeruht und frisch gestärkt bringen wir Mami auf Trab. Mit ihr spielen ist doch am schönsten.